lunedì 14 settembre 2009

UND SIE SCHÄMEN SICH NICHT MAL.

Die gute Nachricht ist, dass man beschlossen hat, mit vereinigten Kräften einen Plan zur Rettung der Deutsche Werften auszuarbeiten.
Toll!
„Man“, das sind EU-Kommissar Herr Günter Verheugen als eventueller Geldesel des Bundes und der Europäischen Union für die leidgeprüfte deutsche Werft-Industrie, die Werftmanager Deutschlands und der Manager der Fincantieri aus Italien, der zu seiner Zeit bei der Lloyd Werft in Bremerhaven hätte einsteigen wollen.
Von italienischem Knowhow nach vorne getrieben, schnappten sich die pfiffigen Werft- und Seefahrtexperten Deutschlands aber die Idee meines geistreichen und wortgewandten Landsmannes und machten es sich zu eigen.
Am Tag danach meldeten die „Bremer Nachrichten“, dass sogar der Bremer Wirtschaftssenator nun erwartete, dass die Bundesregierung endlich handele.
Es ist uns nicht zu wissen gegeben, was der Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg oder die maritime Koordinatorin des Bundes, Frau Dagmar Wöhrl, zu sagen hatten, man hat aber gehört und gelesen, dass die an dem Tag in Bremerhaven mit von der Partie waren.
Leider haben es weder „buten und binnen“, das regionale Programm der ARD für das bremische Land, noch die „Bremer Nachrichten“ als lokales Presseorgan Bremens, für nötig gehalten, danach zu fragen, wie hoch die Abwrackprämie pro Schiff sein sollte - schade, jedoch uns ist klar geworden, dass die sogenannten hohen Herren gar keine so hohen Herren sind und dass die da oben überhaupt keine zivilen Schamgefühle mehr kennen.

Denn in der Tat, im Kielwasser der Abwrackprämie für die leidgeprüfte Autoindustrie schlug der ausgefuchste Fincantieri-Manager das Gleiche für die Seefahrtindustrie vor.
Demzufolge also sollte Vater Staat gefälligst für jedes abgewrackte Schiff eine Prämie zahlen, wie viel, das hat uns der illuminierte Werftmanager aus Italien nicht wissen lassen wollen, es dürften aber nach vorsichtigen Schätzungen und kühnem Kalkül etwas mehr als 2.500,- € pro Schiff sein, nicht wahr?
Nun will man also die alten Fähren und Pötte und alten Gurken abwracken und der Bund, sprich der Steuerzahler, soll dafür wieder mal zur Kasse gebeten werden.
Der deutsche Michel hat aber schon einmal für die Schiffe bezahlt, nämlich mit den Subventionen für die Seefahrt, die am 31. Dezember 2000 auf UE gehisst in Deutschland abgeschafft worden sind, nicht wahr?
Der deutsche Steuerzahler zahlt nämlich heute noch für alle Schiffe, die bis zu dem damaligen Zeitpunkt auf Kiel gelegt worden sind, und heute noch im Ausland gebaut werden, während die Werften hierzulande reihenweise Pleite gehen oder zu einem späten Zeitpunkt, höchstwahrscheinlich nachdem die gegenwärtige Wirtschaftskrise vorbei ist, gebaut werden sollen.
Oder wie war das noch?
Wobei natürlich hier noch zu prüfen wäre, ob der Dreh mit der Auslandsbauerei überhaupt verfassungskonform gewesen wäre.
Ich glaube, dass der gesamte Subventionszirkus in vielen Fällen, besonders dann, wenn die Schiffe im Ausland gebaut worden und nicht zuerst deutsches Personal (sprich Hartz-IV-Empfänger) an Bord angeheuert worden sind, sogar verfassungswidrig war.
Deutschland hat um die 3.300 Schiffe, wobei über 85 % davon unter den so genannten „Billigflaggen“ fahren, hierzu zählt natürlich auch das zweite deutsche Seefahrtregister.
Italien ist mit seinen 2.900 Einheiten auch nicht weit davon entfernt.
All die Schiffe sind kaum älter als 15 Jahre, nun aber sollen viele davon abgewrackt werden, um eine eventuelle Abwrackprämie vom Bund einzusacken.
Zuerst also bietet man durch den Bund den Michel zur Kasse.
Der Bund zahlte, damit Arbeitsplätze für die Werften und die Seefahrt geschaffen werden.
Es wurden aber Unsummen deutscher Steuergelder ins Ausland exportiert und tausende Arbeitsplätze hierzulande vernichtet, nicht wahr?
Die Amigos des Verbandes Deutscher Reeder baute vorliegend seine subventionierten Schiffe im Ausland und anstatt Deutschen heuerten sie asiatisches und osteuropäisches Seefahrtpersonal an.
So war es doch, oder?
Nun soll der gleiche deutsche Michel für das Abwracken von Schiffen noch einmal zur Kasse gebeten werden - sag mal, spinnt ihr alle oder was zum Teufel glaubt ihr eigentlich tun zu können?!
Und das soll verfassungskonform sein?

Ihr habt um die 100.000 Arbeitsplätze in der Seefahrt zerstört.
Ihr habt um die 25.000 Arbeitsplätze bei den Werften vernichtet und manchen, nämlich fast alle, in die Insolvenz getrieben.
Ihr habt all die Schiffe, die der deutsche Michel euch fast geschenkt hat, im Ausland bauen lassen und somit um die 25.000 Werftarbeiter arbeitslos gemacht - wie viele davon wieder einen Job gefunden haben, sei erst mal dahingestellt.
Ihr bildet fernöstliches Seepersonal aus und schert euch einen Dreck, dass tausende Seeleute hierzulande von Hartz IV leben müssen, gleichzeitig, ohne euch zu schämen, habt ihr auch noch die Courage, nach Abwrackprämien zu fragen.
What the fuck, Wahnsinn!

Kürzlich sagte ein Reeder aus Ostfriesland, dass die Werften in Vietnam näher dran seien, als man denkt.
Sicher, mit dem Flieger aus Bremen ist man fast schneller in Vietnam als ein alter Mann mit dem Fahrrad von Leer zur Lloyd Werft in Bremerhaven, zum Beispiel.

Siehe hierzu auch folgende Posten:
NON DEMISSUS von 02. 08. 07
HIC MANEBIMUS OPTIME von 13. 07. 07
HIC MANEBIMUS OPTIME II von 22.10. 07

lunedì 31 agosto 2009

QADRUVIUM TRE

Aus MSKRPT N° 5 „DIE WERFT“

Wie dämlich manche Menschen waren bei mir im Dorf, das nun kein Dorf mehr ist, weil es auf dem Papier eine Stadt geworden war, bekam ich abermals zu spüren, als ich die Clique der Tocai eines schönen Mittags in unserem Stammlokal traf.
»Von dir sagt man nun, dass du für die CIA in Jugoslawien arbeitest, Franco«, begrüßte mich einer von meinen Tocai freunden an dem Tag kurz vor Mittag, als er mich sah.
»Ach, wo denn, das stimmt doch gar nicht, denn ich habe gehört, dass Franco als Freischärler für den Bosniaken tätig ist«, sagte ein anderer.
»Gut für mich, dass ihr die Geschichte von El Castillo nicht kennt«, dachte ich grinsend.
»Du fährst mit dem Zug immer nur bis Wien, und dort wirst du von einem slowakischen Taxi abgeholt, das beflügelt die Fantasie der Idioten hier im Dorf. Darum darfst du dich nicht wundern, wenn die anfangen, Geschichten über dich zu erzählen«, erklärte mir der Dritte im Bunde.
»Nanu, wer hat euch das gesagt?«, fragte ich überrascht
»Einer aus dem Dorf hat dich am Hauptbahnhof in Wien erkannt und zugesehen hat, wie du von einem Mann dort erwartet wurdest und wie du mit ihm in ein Taxi aus der Slowakei eingestiegen und weggefahren bist.«
»Warum hat er denn mir nicht‚ Guten Tag gesagt, wenn der Idiot mich gefragt hätte, dem hätte ich gesagt, was ich dort zu suchen hatte. Wer ist er denn?«, fragte ich neugierig.
»Den kennst du bestimmt nicht, Franco, denn er kommt aus dem Süden, er ist Vertreter und erst seit ein paar Monaten hier bei uns. Er ist irgendein Feldwebel in Rente, der als Lebensmittelvertreter seine Rente aufbessert.«
»Am Fiskus vorbei und daher schwarz natürlich, das sind die Richtigen, die Schweinehunde, die schmecken mir am besten«, verbesserte der TH-Professor in Pension, schimpfend, der am liebsten, alles, was mit Polizei und Staatsmacht zu tun hatte, in der Hölle schmoren lassen würde.
Mit ein paar Wörtern erklärte ich denen, was ich in die Slowakei tat und warum ich in Wien immer das Taxi aus Komárno kommen ließ.
Sie alle hörten aufmerksam zu, sie sagten auch nichts dazu, dafür aber sprachen ihre Gesichter Bände, denn keiner von denen glaubte mir ein Wort.
Wie denn auch? Wie könnte ich denen und all den anderen Helden klarmachen, dass die Scheißhausparolen, die über mich seit einigen Jahren schon im Dorf kursierten, mir bestens bekannt waren? Dass solche Geschichten nur aus dem faulen Humus, der von einige trübsinnigen Dorftrotteln als Gehirnmasse bezeichnet wird und in ihrem Kürbis spazieren getragen wurde, entsprangen?
Wie denn?
Als ich bei dem Holländer war und monatlich nach West Afrika flog, ging ich oft und noch öfter meine Eltern besuchen.
In Lagos, wo ich unsere Schiffe betreute und aufpasste, dass alles mit rechten Dingen vor sich ging, hatte ich immer genügend US-Dollars bei mir, um den Agenten und sonstige Unkosten zu bezahlen.
Dort bei der KLM Nigeria bestellte ich auch all die Flugtickets, die mein damaliger Arbeitgeber mir aufgelistet hatte, und zahlte sie mit der landesüblichen Währung, in Naira also, die ich vorher in dem Bristol Hotel, von unserem Valuta Schwarzmarkthändler für einige Hundert Dollars, je nach Bestellung und Bedarf, zu mir ins Hotel gebracht bekam.
KLM Holland war zwar natürlich nicht allzu begeistert davon, konnte aber nichts dagegen tun, denn es war alles bestens und legal, weil ich als Käufer immer unsere nigerianische Niederlassung angab, und die offizielle Währung in Nigeria ist nun mal die Naira und nicht der US-Dollar.
Als ich dann eines Tages im Reisebüro bei mir im Dorf einen Flug von Triest nach Amsterdam via Mailand buchte und ein Flugticket, das mich von Lagos aus nach Amsterdam via Mailand und Triest und wieder via Triest und Mailand nach Amsterdam zum Weiterflug nach Lagos in Nigeria zurückbeförderte, auf den Tisch legte, da wurde die junge Dame hinter der Theke des Reisebüros, zumal das Flugticket cash und in nigerianischen Naira bezahlt wurde, erst mal blass.
Sie war fast unter Schock, sie schaute mich mit weit geöffneten Augen an, und ich war so von ihrer Überraschung amüsiert, dass ich mir nicht verkneifen könnte, ihr noch ein paar solche offenen Tickets zu zeigen, die mich immer „within the mileage“ von Lagos aus via Amsterdam, in alle Himmelrichtungen befördert hätten.
Solche Flugtickets hatte sie noch nie gesehen, auch die anderen Angestellten nicht, wie denn auch, von wem denn?
Nur CIA-Agenten, Freischärler und Söldner konnten an so etwas rankommen, normale Seeleute nicht, sagten alle Dorfdeppen, als sich die Geschichte mit den Flugtickets herumsprach, denn ich war der einzige zwielichtige Mensch in dem Scheißdorf, der für so etwas in Frage kam.
Man munkelte zwar schon seit Langem, dass mit dem Franco etwas nicht ganz astrein sein konnte, dass er doch in dunkle internationale Waffengeschäfte verwickelt sein musste, aber für wen, wenn nicht für die Amis? « dachten die Dämlichen und die Deppen des Dorfes.
Damals, als ich noch bei den Amis in der Nordsee tätig war, fingen die Idioten schon an zu munkeln und dämlich zu labern.
Als ich dann bei derselben Reederei, aber diesmal in der mexikanischen Bucht anfing, wurde das Gelaber noch schlimmer und lachhafter und noch dämlicher als üblich.
»So etwas gibt’s nicht, es kann nicht angehen, dass ein Emigrant bei den US-Amerikanern in den Vereinigten Staaten auf US-amerikanischen Schiffen als leitender Maschinist beschäftig ist.«
Hätte es einen Sinn gehabt, all den Dorfbanausen zu erklären, dass die Schiffe zwar in den VS waren, dass die zwar irgendeiner US-Reederei oder Firma gehörten und dass sie, wie sie da lagen, unter Bahamas Flagge fuhren?
Nein, es hätte keinen Sinn gehabt, denn die hätten es nicht geglaubt.
Die hätten es nicht geglaubt, weil die in ihrer geistigen Kurzsichtigkeit als eingebildete, böswillige, besserwissende und blasierte Arschlöcher es nicht glauben wollten, so einfach war das.
Hinzu kam, dass mich mein Personalchef an einem Morgen, als ich bei meinen Eltern zu Besuch war, kurz bevor ich zum zweiten Mal nach Komárno fahren sollte, anrief und mich bat, für ein paar Tage schnell nach Miami in Florida rüber zu flattern.
Dort als Chief auf einem unserer Schiffe war ein junger Mann tätig, man hatte in Ostfriesland aber nicht gemerkt, dass sein Patent kein Jahr alt war, also nicht voll ausgefahren; die US-Hafenbehörden aber schon und hatte infolgedessen das Schiff kurzerhand festgehalten.
Es war 9 Uhr morgens, als er anrief und um halb zwölf ging an dem Tag mein Flug von Venedig nach Amsterdam, von wo aus ich nach Miami hätte weiterfliegen sollen.
Das Kuhdorf, das kein Dorf mehr ist, sondern eine Stadt und keine Dorfkirche, sondern eine Kathedrale vorweisen kann, hatte kein Taxi und das war Scheiße.
Beziehungsweise ein einziges Taxi kann die Stadt Codroipo schon vorweisen, dem Fahrer war aber die schnelle Fahrt nach Venedig so früh am Tag zu lang, und er lehnte es gerade deswegen ab, mich dorthin zu fahren.
Die blöde Kuh, die meine Schwägerin ist, erklärte vorweg, dass sie keine Zeit hätte, mich zum Flughafen zu fahren. Umsonst hätte sie es nicht tun müssen, denn ich hätte ihr die Fahrt bezahlt wie einem Taxi, denn es war ja Reederei Arbeit, aber so ist es nun mal im Leben: Ein Mann kann sich seine Freunde aussuchen, seine Verwandten aber nicht; so stand ich da mit meinem Talent, in einem Dorf, das zur Stadt samt Kathedrale hochstilisiert wurde, und ich kam nicht weg, weil die Stadt nur ein einziges Taxi vorweisen konnte, das angeblich so viel und so gut verdiente, dass er sogar eine gute Taxifahrt von 120 km abschlagen konnte.
Die Zeit rannte mir davon, und keiner wollte mich nach Venedig zum Flugplatz fahren. Zuge fuhren um die Zeit auch nicht, denn nur regionale Züge halten in der Stadt Codroipo an, aber nicht um die Zeit, wer will schon aus einer modernen Stadt um 9 Uhr morgens wegfahren?
Zum Glück kannte ich einen Mann, der manchmal Taxifahrer spielte, und den rief ich an, er erklärte sich bereit, mich nach Venedig zu fahren und kam auch sofort zu mir nach Hause, und wir fuhren gleich los.
Eine Woche später, nachdem die Fahrtzeit des Kollegen ausgefahren war und sein Patent somit gültig wurde, war ich wieder im Dorf.
»So was gibt es gar nicht, ist doch sonnenklar, dass er ein CIA-Agent ist! Den haben sie heimgerufen, um ihm neue Einweisungen für Jugoslawien zu geben; von wegen hier auszufahrende Patente und solche Scherze, wir sind doch nicht blöd«, blökten all die neuerkorenen Städter im Chor.

Gerade wegen des blöden Gelabers der Helden des Dorfes und nur deswegen wurden die anständigen Frauen und christlichen Mütter der Stadt auf mich aufmerksam; die sahen in mir etwas Übersinnliches, etwas Sublimes, etwas exquisit Raues, süß und derb, bestialisch wild, zügellos wüst, abenteuerlich hemmungslos, in der Tat sie fanden mich, meiner Bierwampe und Glatze zum Trotz, unheimlich sexy, Begehrens- und Bumswert zugleich.
Scheiße!
Meine Fresse, Kinder, gerade dank der böswilligen Dämlichkeit der Neustädter hätte ich schon mit der Hälfte der Damen der Stadt bumsen können.
Aber wie in Teufelsnamen soll ein anständig versauter Seemann, wie ich es nun mal bin, anständige Damen bumsen, deren Herren Ehemänner den Autostrich der Nutten aus Albanien und Jugoslawien, oder, je nach sozialem Status, den etwas billigeren Strich der Viados und Zwitter aus Brasilien hinter den Böschungen längs den Tagliamento Fluss zu besuchen pflegen?
Daher bumst ein Seemann nicht die Ehefrauen von Männern, die auf den Billigstrich der Nutten aus Albanien und Jugoslawien oder zu den brasilianischen Tunten gehen, der will sich doch nicht an Ehefrauen, deren Männer fremdgehen, die Pest an den Hals holen, oder?
Das Tollste an dieser ganzen Geschichte über meine CIA- oder Söldner- oder weiß der Kuckuck, was für eine Tätigkeit mir die Makaken des Dorfes je nach Laune oder Tocai Pegel im Blut mir andichteten, bekam ich einmal mehr mit, als ich den Zug nach Udine nahm, um von dort wieder über Wien nach Komárno auf die Werft zu fahren.
Mitunter war am Bahnhof ein Oberfeldwebel der Carabinieri, ein Maresciallo, also, mit einigen seiner Untergebenen in Kampfuniform und Stahlhelm auf dem Kopf.
»Da ist er, Signor Maresciallo, der fährt bestimmt nach Jugoslawien zurück«, bemerkte einer der Feldjäger, als er mich sah.
»Warum verhaften Sie ihn nicht?«, fragte erstaunt ein anderer von den Helden.
»Es gibt keinen Haftbefehl gegen ihn, sobald es einen geben wird, werde ich es tun«, antwortete der Maresciallo leise.
Meine Augen sind etwas schwach geworden, darum trage ich seit einigen Jahren eine Brille, meine Wampe ist gar nicht mal so schlecht geformt, und meine Knabberleiste, die wackelt ein bisschen, mein Gehör aber ist in bestem Zustand, ich sagte jedoch nichts dazu.
In vorbei gehen grüßte ich sie brav und artig, ich grinste denen ins Gesicht und zog weiter, ich fuhr zurück zu meinem Schiff nach Komárno in die Slowakei, und die Welt war für mich wieder in Ordnung.

Non ti curar di loro ma guarda e passa.
Dante. Inferno.

lunedì 1 giugno 2009

DIE SCHULD DER UNSCHULDIGEN

IN DUBIO PRO REO?

Schuldig oder nicht schuldig und wenn schuldig, wie schuldig ist schuldig?
Der Fall der MS Coral Sea, wo in Griechenland bei einer Routinedurchsuchung Drogen an Bord gefunden worden waren und der Kapitän, der Erste Offizier und der Bootsmann des Schiffs verhaftet und erst fast zwei Jahre später aus der Untersuchungshaft entlassen worden waren, zwingt uns über diese Frage nachzudenken und obendrein, darüber zu sprechen.
Gerade in Fällen, bei denen Drogen an Bord im Spiel sind, hat einer es leider immer sehr schwer, seine Unschuld zu beweisen.
Im Grunde genommen man ist an Bord immer der Dumme, daher stellt sich wieder die Frage, wie schuldig eigentlich die Unschuldigen sind.
Der Fall der MS Coral Sea bringt dieses immer wiederkehrende Dilemma der Seefahrt aufs Neue auf die Tagesordnung und alle Propheten der Seefahrt, insbesondere die der Gewerkschaften und die des VDR, stehen Schlange, um ihre Meinung unisono zu verkünden und die lautet: nicht schuldig.
Inwiefern nicht schuldig? Bessere wäre zu sagen: „in dubio pro reo“, denn so lange die Schuld der einen oder der anderen nicht bewiesen worden ist, ist man, wenn auch noch unschuldig, zumindest verdächtig, schuldig zu sein.
Insbesondere dann, wenn Geld, viel bares Geld, im Spiel ist, liegt es nah, jeden der Beteiligten als schuldig zu betrachten und nicht pauschalisierend die ermittelnden Behörden, Drogen- und Zollfahnder zugleich, als irrational und abwegig abzustempeln, oder wie war das noch?
Sind wir denn tatsächlich so weit, dass man nun, nachdem die Gewerkschaften samt der Seemannsmissionen der Welt, es sang- und klanglos zugelassen und tatenlos zugesehen haben, wie die Reedereien die Seefahrt hierzulande ruiniert haben, nun auch noch sang und klanglos wie immer, es einfach zulassen, dass manche Amigos hier zu Lande, nun auch noch die ermittelnden Behörden und internationalen Drogenfahnders, als irrational abstempeln?

Und was war da mit der „Hebel Spirit“, dem Tanker, der irgendwo längs der südkoreanischen Küste von einem Schleppzug gerammt und leckgeschlagen worden war?
Wo war da die Brückenwache an Bord der Tanker, zum Beispiel?
Ein Schiff, wenn am Anker, auch einen großen Tanker, kann man auch, „fast“ wie auf dem Teller drehen, nicht wahr?
Eine Hauptmaschine, wenn sie, wie es sein sollte, ordnungsgemäß und vorschriftsmäßig auf Stand-by gehalten wird, kann in wenigen Sekunden gestartet werden, sodass ein Ausweichmanöver eingeleitet werden kann, oder wie war das noch, verdammt noch mal!

In Fällen wie Drogenschmuggel oder blinden Passagieren an Bord ist es verdammt schwer, die Schuld oder die Unschuld einiger Besatzungsmitglieder festzustellen.
Denn jeder ist käuflich und alle haben, wenn es um Geld geht, eine Schmerzensgrenze, die mit dem nötigen Kleingeld schnell gefunden und quacksalbert werden kann.
Dies gilt sowohl für Kapitäne als auch für seine Offiziere, bis unten, zum allerletzten Tellerwäscher an Bord.
Es ist jedoch tragisch, ansehen zu müssen, wenn Schiffoffiziere von den ermittelnden Behörden, die im Grunde genommen im Rahmen der gesetzlichen festgelegten Normen nur ihre Pflicht ausführen, wie Verbrecher behandelt werden.
Dies zeigt nur, wie gefährdet der Beruf des Seemanns wirklich ist.
Solche Justizexzesse nützen keinem Menschen, weder Justitia noch dem Staat, der sie anwenden muss. In solchen Fällen scheint ein sicherer Hausarrest angemessener zu sein, bis die Frage der direkten Schuld oder Unschuld geklärt worden ist oder das Maß einer eventuellen Schuld festliegt und ein eventuelles Urteil rechtskräftig geworden ist.
Es ist nicht genug, dass die Heuer der betroffenen Seeleute auch während der Untersuchungshaft weiter bezahlt werden, internationale Regelungen müssen her, um solchen Fällen absolute Priorität zu geben damit sie in Zukunft schneller bearbeitet werden können.
Vielleicht wäre ein internationales Seegericht hierfür eine Lösung.
Dies wäre eine der vielen sich hier bietenden Möglichkeiten, den zu See fahrenden Menschen einen besseren juristischen Beistand zu leisten und ihn nicht pauschal zu kriminalisieren.
Die IMO-Mitgliedstaaten, die verschiedenen P&I und VDRs sollten sich endlich auf internationaler Basis einigen um ein pauschales Kriminalisieren der Seeleute sowie die Zerstörung deren Existenzen, zu vermeiden.
Problematisch finde ich auch, wie die Presse hier zu Lande mit der Seefahrt im Allgemeinen zu Werke geht und mit welcher unverfrorenen Sorglosigkeit halbe Wahrheiten Spinartig synthetisiert und verdreht werden.
Die Presse hat in der Tat als Ersatz für berufliche Ethik, die bequeme und massenbewegende, emotive Welle des blinden Servilismus den   Seefahrtschlawinern gegenüber, zu reiten gewählt, ohne die Probleme rational und fachmännisch zu betrachten und das ist peinlich, fast unerträglich.
Es ist schwer zu sagen, woher diese Pauschaljustiz und dieser Waschweiberjournalismus den Seeleuten gegenüber kommt, der in der Lage ist, die labilen Gehirne der Masse negativ zu beeinflussen und die kriminelle Machenschaften der Amigos der VDR, zu huldigen und verehelichen.
Man kann auch nicht feststellen, wie gefährlich solche journalistischen Computertastatur-Masturbationen wirklich sind, dessen Wirkung aber, sieht man, an dem erbärmlicher desolaten Zustand der Internationale und ins Besonderen der Deutsche Seefahrt.
Wahrscheinlich ist es nur die Folge von reiner Ignoranz und beruflicher Zwiespalt und Entfremdung, oder der drang zu Lakaientum der Beteiligten „Newsgauklers“, dass solche blasphemische und unethische benehmen mit sich bringt, schlimm wäre es, wenn das angeboren ist..
Time will Tell.

Die Musik ändert sich auch nicht, wenn wir das Verhalten mancher hochpatentierten „Gondolieri“ bei schwerwiegenden Havarien oder Schiffskatastrophen mit menschlichen Opfern und schwerer Umweltverschmutzung auf See unter die Lupe nehmen.
Schuldig oder nicht schuldig? Und, wenn ja, inwiefern man an Bord für die heutigen katastrophalen Missstände und Miseren der Seefahrt schuldig oder nicht schuldig ist, das ist schwer zu sagen.
In meinen Augen war der Kapitän des MT Exxon Valdez unschuldig, der des MT Prestige oder der des MT Torry Canyons, dagegen nicht.
Schuldig ist der Kapitän, der in fremden Gewässern eine Abkürzung ohne Lotsenbeistand nimmt, wie im Fall der Torry Canyon.
Der schneidige Gondoliere knallte mit der Gurke gegen die sieben Schwestern, wie man die Klamotten, bei Lands End an der westliche Südspitze Englands benennt, und indem er das tat wurde aus der Gurke Kleinholz, der wiederum die nette Gefälligkeit prompt erwidert und in null Komma nichts die erste Umweltkatastrophe in der Geschichte der Tankerfahrt verursachte, zum Beispiel.
Schuldig ist der Kapitän der MT Prestige, der wohl wissend, dass sein Schiff reparaturbedürftig und marode war, trotzdem damit weiter zu See fuhr.
Er führ solange, bis eines Tages bei grellem Sonnenschein und spiegelglatter See schlicht und einfach ein Stück vom Schiff in den Bach fiel, und schon war es wieder mal so weit, die Nordspanische Stränden versanken in Öl und keine füllte sich schuldig.
Sie nannten es, Act of God.
Bessere wäre es, an Act of the Amrican Buro of Shipping, zu nennen.
Schuldig ist der Brummifahrer, der mit seinem Lastwagen losfährt, wohl wissend, dass die Bremsen an seiner Kiste nicht richtig funktionieren oder die Ladung nicht ordnungsgemäß gesichert und gestaut worden ist.

Unschuldig ist der Kapitän, der Exon Valdez der beim Manövrieren aus einer engen Bucht in Alaska, ohne Schlepperbeistand, eben weil aus Kostengründen dort keine Schleppboote Stationiert waren, mit sein Schiff auf Grund lief und eine Umweltkatastrophe vom Zaum brach.

But then again: Warum hat der gute Hochseegondoliere ohne Schlepperbeistand die vollbeladene Exon Valdez in Alaska in kniffligen Gewässern überhaupt bewegt?

Denn so wie der Brummifahrer, der ohne Bremsen, aber wohl wissend der Gefahren und Konsequenzen, trotzdem losdonnert und einen Unfall verursacht, und daher als schuldig in den Knast wandert, hätte es auch der erhabene Gondoliere besser wissen müssen und auf Schleppboote beistand bestehen sollen.
Agieren nach dem Safety-First-Prinzip aber, wenn es dem Reeder oder dem Charterer zu hohe Kosten verursacht, das bedeutet, entlassen zu werden.
Kann aber das Gespenst eine bevorstehende Entlassung, so einen groben Unfug und die dadurch entstandene, noch nie da gewesene Umweltkatastrophe rechtfertigen?

Therefore: Wenn ein Schiffsoffizier an Bord Opfer der induzierten fahrlässigen Handlung ist, kann man ihn dann immer noch als unschuldig betrachten, und wenn nein, wie hoch ist die Schuld des Unschuldigen?

Sind Kapitäne schuldig, die, wie im Fall der Kapitän des MS Zim Mexico im Hafen von Mobile in Alabama zum Beispiel, der, um ein Schiff von über einhundert Meter Länge zu wenden und dabei, um Hafenkosten zu sparen, konträr der Lotsenempfehlung, keinen Schlepper zu Hilfe nahm und während des Wendemanövers beim Bugstrahlruderausfall mit dem Bug des Schiffes einen Kran an der Pier umwirft, (ja, so was gibt es auch), der wiederum einen Mann in den Tod mitriss? Oder liegt die Schuld nur in den Händen des Reeders in Hamburg, der de facto zu sparsamem Umgang mit Reederei- und Chartergeldern mahnt? Oder sind sie alle schuldig?

Von kriminellen Handlungen wie Drogen oder Menschen Schmuggel abgesehen aber, man darf niemals vergessen, dass technische Havarien auf See, insbesondere die heutigen und gerade in solchem Umfang wie in dieser Zeit, immer ihren Ursprung an Land und niemals auf See haben.
Ein akkurater und gewissenhafter Brummifahrer aber, der während der Fahrt merkt, dass die Bremsen an seinem TIR nicht funktionieren, der parkt irgendwo, der fährt nicht weiter und leitet die nötige Reparaturen ein.
Warum fahren dann Schiffsoffiziere weiter, wenn sie merken, dass ihr Schiff nicht Seetüchtig ist?

Wie schuldig sind die Unschuldigen?

venerdì 1 maggio 2009

1.MAI 2009

ICH HATT' EINEN KAMERADEN

Bei uns in die Katakomben der Erste Etage des Bremer Seemannsheims, wo wir die Glorreichen vierzehn wohnen, vor einige Zeit war trauer angesagt.
Unser langjähriger Freund und Mitbewohner Richard Deutsch hat uns nach langer schwerer Krankheit für immer verlassen.
Wer war dieser Richard Deutsch?
Richard, von uns Richy genannt war ein Seemann wie aus dem Bilderbuch.
Ein erfahrener Vollmatrose wie man sie nur aus dem „damals“ kannte.
Echte Seeleute, wie Richy konnten ihr Wissen und Können, nicht an die folgenden Generationen weiterleiten, denn, erfahrenen deutschen Matrosen wir er eine war, wurden im Laufe der Zeit durch wesentlich billigere Arbeitskräfte aus dem Fernen Osten ersetzt.
Deswegen in der heutigen Zeit sind solche Fachkräfte wie Richy , an Bord deutsche Schiffe sehr rar geworden und der Beruf der Matrosen ist deswegen faktisch, als ausgestorben zu betrachten.
Die Flatulenzen ähnliche Lamentos der VDR und dessen ehrenwerten Amigos, über mangel an qualifizierte Fachkräfte an Bord, obwohl gerade die, die Hauptschuldigen an die gegenwärtige Misere der Deutsche Seefahrt und weit über 100.000 verloren gegangenen Arbeitsplätzen klingen daher, wie die reinste Blasphemie und Verarschung.
All, dem wirtschaftlichen Schäden für Land und Leute, dass die Personalpolitik der VDR an Bord Deutschen unter Billigflaggen, aber von dem Deutsche Steuerzahler subventionierten, (sprich bezahlte) Schiffen verursacht haben, sind der beste beweis dafür.
Der mangel an qualifizierten Personal on Bord ist die Hauptursache von steigenden Unfälle und Schiffshavarien auf See.
Was P&i Klubs und Versicherungen neulich beklagen, lassen und Düsteres erahnen, denn die nächste Schiffskatastrophe oder einen durch Inkompetenz an Bord, verursachte Supergau auf See, schaut ohne weiters schon um die Ecke.

Nach seiner Ablösung durch Billigpersonal aus dem Fernen osten, war Richy, noch zu jung, um in Rente zu gehen, aber auch schon zu alt um einer vernünftigem Arbeitsplatz, an Land zu bekommen.
Für einen voll ausgebildeten Berufsmatrosen konnte an Land keine Verwendung gefunden werden und wenn ja, höchstens als Tagelöhner, mehr aber auch nicht.
In Hafenbetriebe ist es eventuell anders, aber auch dort, können Matrosen fast nur als Gelegenheitsarbeiter manchmal Arbeit finden, somit ist aber auch hier in diesem Bereich, das Ende der Fahnenstange schon erreicht worden.
Dies führte dazu, dass Richard, wie auch Tausende seiner Kollegen auch, mit gerade einmal 40 Jahren, keine Arbeit oder handfesten Zukunftsperspektiven, mehr hatte.
Er, so wie tausenden deutsche Matrosen und Schiffsoffizieren vor ihm, ging vom Schiff, während die VDR Amigos immer reicher und fetter wurden, direkt in die Arbeitslosigkeit, danach zum Arbeitslosenhilfeempfänger und später bis zum Tode, als Sozialhilfe Empfänger durch Leben.
Man kann sich also nicht wundern wenn Menschen wie er, wenn allein gelassen und auf sich selbst angestellt, und seinem eigenen Schicksal wie lästigem Ballast aus dem Schiff des leben, sozusagen über Bord geworfen , zu Flasche greifen.
Somit hat man nicht nur das Berufswissen einem ganzen Berufsstand das ruhig und ohne Sinn für Allüren, als tragender Säule der Deutsche Industrie betrachtet werden kann, zerstört.
Man hat auch feine aufrichtige Männer, die noch vieles für das Land hätten tun können, einfach verschwändet und in Vergessenheit, gleiten lassen.
Das akademische Wissen der Seefahrtschulen kann auf gar keinem Fall der Beruf des Seemanns zu junge Leute vermitteln oder beibringen, wie denn auch?
Die Hochschulen der Seefahrt können nur technisches Wissen, an angehenden Schiffsoffizieren erfolgreich weiter vermitteln, nur dann, wenn die Studenten es schon in dem praktische Arbeit an Bord erlebt und geübt haben was die verschiedenen Dozenten in den Unterrichtsstunden denen erklären, anderes geht es gar nicht.
Seefahrtschulen sind nicht da um Seeleute auszubilden, sondern Fachleute, zu unterrichten damit sie eines Tages, ihr Mitarbeiters an Bord besser und konsequent, ohne Unnötige gefahren leiten können, mehr nicht.

Im Laufe seines Lebens bewies Richy nur zu oft, dass er ein zuverlässiger Kamerad war, auf dem man sich jederzeit stützen konnte.
Er war wortkarg, aber nicht mürrisch.
Er war ruhig und wirkte manchmal distanziert, aber keineswegs gefühls- oder teilnahmslos seinen Mitmenschen gegenüber.
Der Mensch Richard Deutsch war ein ruhiger Mensch, der aufgrund seiner ihm geklaute Zukunft, irgendwann aufgehört hatte, zu hoffen und zu erstreben.
In einer solchen Situation, wo keinen haltenden Händen und keinen Horizonten mehr in Sicht sind, lassen sich Menschen wie Richy gehen und geben auf.
Ihr letzter Zufluchtsort ist dann meistens die Theke, wo sie sogar aus dem Krankenhäuser fluchten, um bei eine allerletzten Glas Bier, fern von all den Heuchlern dieser Welt, in Würde und mit Hochachtendem bedacht, in ruhe sterben zu können.

Es ist egal, wer Richard Deutsch war und es ist ebenfalls, egal wie er war.
Richy war einer von uns und er hat inmitten unter uns einen leeren Raum zurückgelassen, denn er war einer der Besten unter uns.
Ein andere wird seinem Platz in unsere Reihen suchen und finden, daher werden wir, die Glorreichen 13 aus den Katakomben dem erste Etage des Seemannsheims zu Bremen bald wieder vollzählig sein.

Es ist unbedeutend wer von uns, wer als Nächste ins Graß beißt und geht, denn es wird immer, der Besten von uns gewesen sein und seinem leeren Platz, die er zurück gelassen hat, wird für eine weile noch, wieder sofort besetzt werden.


DIE DREI FREMDEN

Normalerweise gehen wir sonntags nicht in di Kirche.
Wir, die glorreichen 14 aus der erste Etage des Seemannsheim, schlafen am tag des Herren länger als sonst, denn es ist ja schließlich Sonntag ,und so war ich ziemlich überrascht, als ich an einem Sonntagnachmittag, mich unterwegs zum Sankt-Petri-Dom befand.
Was ich da genau beabsichtigte, war mir nicht klar, denn den lieben Gott, den kann ich überall finden, dafür brauch ich nicht, in eine Kirche zu gehen, trotzt dem war ich auf dem weg dorthin.
Das Würde des Doms war überwältigend.
Die Stille einfach himmlisch berauschend und Ehrfurcht und Güte einfliesend, zu gleich.
Ein junger Mann kniete auf eine der Bänke, tief versunken in seinem Gebet, neben ihm eine junge Frau und ein Kind, welche sich gelangweilt in der Gegend umschaute.
Hier und dort saßen auch ein paar ältere Damen und einige Herren.
Es herrschten Ruhe, Demut und friedliche, respektvolle Gelassenheit.
Fast wäre ich mir in so eine friedliche Weltbild wie ein Ruhestörer vorgekommen und wollte nach dem kurzen guttuenden besuch gerade gehen, als ich drei gestalten, die sich langsam im Dom bewegte, meine Aufmerksamkeit erweckten.
Neugierig und unauffällig nährte ich mich dem Trio und folgte ihnen aus sichere Entfernung.
Die drei waren Asiaten und wie di angezogen waren, kamen sie mir vor wie, Seeleute auf Landgang.
Ich war auf alles vorbereitet, denn man hört immer öfter, dass Überfälle, Besonders auf ältere Menschen an der Tagesordnung sind.
Darum war ich bei mir Vorsicht angesagt, denn man kann nicht der Dom, wegen ein paar Diebe, gleich auf dem Kopf stellen, nichts wahr?
Einer von denen sah mich und nährte sich lächelnd, sofort ging ich mental in Kampfstellung und auf alles gefasst, wartete ich gespannt, auf wohl da geschehen wurde.
Nett und freundlich, der junge Mann erklärte mir auf Englisch, dass er von den Philippinen stamme, dass er Seemann war und mit seine freunden auf Entdeckungstour durch Bremen sei.
Das Trio sucht die Kirchenmaus im Dom und fragte mich ob ich wüsste wo sie sei.
Ja, mit vereinigten kräfte, fanden wir die Maus in Dom und währen sie freudestrahlend einige Erinnerungsfotos knipsten, schämte ich mich ein wenig, denn ich hatte mich von ihrem äußerlichen Erscheinung verleiten lassen und sie falsch einzuschätzen, nur weil sie anders waren.
Es waren keine Fremden, es waren Seeleute, wie ich es einmal war und im Grunde genommen, immer noch bin.

mercoledì 1 aprile 2009

MARITIME KONFERENZ

MAß HALTEN

Wenn es hochkommt, so gibt gerade ein paar hundert Menschen auf dieser Welt, die uns, unterstützt von der rosaroten Blindheit der Politikanten, diese Wirtschaftskrise aufgetischt haben.
Die Sümpfe der Hedge-fonds, die dubiosen Geschäfte der credit default swap, der Warentermin Geschäfte, die der Aktien, wurden sogar ahnungslosen Kleinsparern von fragwürdigen Bankberatern und Angestellten, sogar alten Omas und Opas aufgeschwatzt, und haben tiefe Wunden in der Bevölkerung interlassen.
Viele ältere Ehepaare wurden sogar von denselben Banken und Sparkassen, wo sie ein Leben lang treue Kunden waren, um ihr Sterbegeld gebracht, so weit ist man schon.
Es ist nicht nur schlimm, in meinen Augen ist es auch bewusste Irreführung und in vielen Fällen sogar strafbar, besonderes dann, wo bei ganz alten Menschen der gute Herr von der Bank, der, der immer so nett und zuvorkommend gewesen ist, der, der das Vertrauen der Leute missbraucht hat, ihnen durch Vorspielung halber Tatsachen faule Geldanlagen aufgeschwatzt hat.

Hierzu passen die folgenden Seiten „EIN HAUFEN VON VOLLIDIOTEN IST AM WERK“
Aus MSKR N° 5: VON ANDEREN GESCHISTTEN UND EPILOGEN – März 20003

… denn das bedeutet aber auch, dass die Demagogie des eigennützigen Denkens schon in den Gehirnen des kleinen Mannsbildes ungezügelt herumläuft.
Das selbstische unterwürfige und meistens blauäugige Denken vernebelt aber das Urteilsvermögen des einfachen Volkes und es verliert somit jeden Horizont, so etwas kann man auch Sybillinische Zentralsteuerung nennen.
Das Tor zu der Degenerierung der wirtschaftlichen Grundlage ist somit weit offen und die fundamentalen Werte der Gesellschaft verkrümmen außerhalb jeglicher menschlicher Vernunft zu den primitivsten Eigennützigkeiten des Denkens und des Handelns.
Denn die Heuschrecken der Menschheit gedeihen nur, wenn die opportunistischen Lakaien gesättigt sind und die naiven Massen mit patriotischen Scheißhausparolen und machiavellischen Onkel Göbbels ähnlichen Einflüsterungen und Versprechungen von schnellem Geld in Schach gehalten und ausgeplündert werden.
Heutzutage aber, gerade weil fast kein Schwein mehr auf Scheißhausparolen hören will, macht man’s, wie die römischen Kaiser es damals taten: Im alten Rom gab es für das Volk jede Menge „Panem et Circenses“, und das Volk war happy.
Hartz Vier und Wetten, dass also!
So kann man auch Gehirne wie am laufenden Band waschen, blank reiben und abstumpfen, wobei dann als logische Folge das Tor zur Wirtschaftsanarchie weit offen und ungeschützt bleibt.
Der Auftakt zur Ausplünderungsorgie an dem Reichtum des Landes kann somit eingeläutet werden, und der Schafferschmaus kann beginnen.

Daraufhin verliert das beklaute und betrogene Land an Wohlstand und an Prestige in der Welt und erst dann scheint das hintergangene Volk sich aus ihrer gleichgültigen Lethargie zu lösen, wohlgemerkt aber nur und nur, weil die allgemeine Unsicherheit und das Unwohlsein, Hartz Vier und Wetten, dass zum Trotz, weit über die Schmerzensgrenzen ihrer ausgemergelten Ärsche hinausgewachsen ist, und nur deswegen.
Demgemäß bejammert das Volk und jagt dem geklauten Wohlstand mit jedem ihm zur Verfügung stehenden Mittel nach und wird dabei zunehmend aufgewühlter, gefühlsmäßig irrational und abwegig.
Ganz zum Schluss, so, als ob es in das Land nicht hingehöre, stirbt in so einer Gesellschaft die Demokratie, und die Verfassung verkommt.
Ab dem Moment ist der sehr gefährliche und selbstzerstörerische Weg zum politischen Despotismus somit geebnet und frei.
Denn wenn die so genannten Hohen Herren, die, die da oben irgendwo sitzen, geschützt von maßgeschneiderten Gesetzen und ministerialen Anordnungen, Patriotismus und Vaterlandliebe nur als transitives Mittel zum eigenen politischen Zweck und für die persönlichen wirtschaftspolitischen Interessen einer fragwürdigen so genannten Wirtschaftselite anwenden, dann ist es um das Land geschehen.
Ausländische Investoren wandern aus und kommen nicht mehr zurück, andersrum kommen manche anderen überhaupt nicht.
Demzufolge steigt die Arbeitslosenzahl und das Land wird immer ärmer und handlungsunfähig.
Zu guter Letzt wandern all diejenigen, und es sind Gottlob sehr viele, die sich nicht in der Rhetorik des politischen Hochmuts von einer Hand voll politischer Chauvinisten und neu gegründeten Parteien fangen lassen wollen, in Scharen aus.

Menschen, die solche wirtschafts- und sozialpolitischen Katastrophen verursachen, sind keine Patrioten, sondern gewöhnliche vulgäre Schmarotzer, Zuhälter ihres eignen Landes und ihrer Mitbürger, Geld absahnendes, hochintelligentes akademisches Gesindel, alles, was man will, aber beileibe keine anständigen Bürger.
Das ist der fruchtbare Boden, wo politische Despoten ihre willigen Helfer finden.
Denn heutzutage, sei es nur um des rabiaten Selbstverherrlichungswillens wegen, wenn auch mit anderen Mitteln, heute genau so wie damals zu Onkel Göbbels Zeiten, scheint die Grundlage dieselbe geblieben zu sein, die Ziele der wenigen über die vielen die gleichen, nämlich Macht, diesmal aber die Macht des Geldes, denn die Macht des Geldes ist auch eine Form von Diktatur.

Daher spricht die Urdummheit der Vereinsmeierei heute wieder mal Deutsch, sie tut es aber mit der Sprache des „Panem et Circen“ und nicht mit der blindwütigen Verknechtung des eigenen Volkes, durch Gestapo ähnliche Behörden.
Sie tut es mit der markwirtschaftlichen Erpressung anderer Länder und nicht mehr mit fliegenden Bombergeschwadern.
Sie tut es mit der Einschusterung anderer Völker durch wirtschaftspolitische Arroganz, nicht mehr mit Panzerdivisionen.
Sie tut es wieder, nur diesmal sie tut es anders.
Das ist ein Sakrileg, ein infames Anathema angesichts des deutschen Volkes zu seinen Toten, zu seinen Hoffnungen und zu seinen Ängsten, zu seiner Anständigkeit.
Denn eine „Pax-Urdummheit “ würde nur zum totalen politischen Chaos im Lande und in Europa führen.
Europa hat das begriffen und es wendet sich langsam angewidert ab und schaut teilnahmslos zu, denn diese „Pax-Urdummheit“, sei es auf wirtschaftlicher oder politischer Ebene, hat nur noch Suizid zur Hand.
Suizid - oder Wiederkehr zum aufrichtigen Schaffen, dass, das Deutschland der Nachkriegszeit, zu dem Land machte, das heute leider nur noch als Schatten von sich selbst zu betrachten ist, nämlich nicht mehr marktführend ist und Wegweiser des europäischen Denkens und Handelns.
So wie es aussieht aber, hat dieses wirtschaftliche und politische Deutschland der flotten Manager und happy open Cashcounter, dem Beispiel des Verbandes Deutscher Reeder und der Deutschen Seefahrt folgend, Suizid gewählt.
Ein Suizid des Wichtigtuers gewählt.
Einen selbstaufrichtigen Suizid gewählt.
Einen selbstglorifizierenden Suizid gewählt.
Es wird ein sehr langer, sehr schmerzlicher Suizid werden, vor allem aber wird es ein sehr einsames und beängstigendes Sterben sein.

ENDE

domenica 1 febbraio 2009

DER STURM

Aus MSKRT N° 3: Der Fall MS: CONDOR, ex Markus. S

Die erste Sturmwarnung erreichte uns an Bord der MS Condor zwölf Stunden vor Ushant an der nordwestlichen Spitze Frankreichs, wo nach Westen fahrend die Biskaya anfängt.
Bei wolkenlosem Himmel und steigendem Barometer fingen sämtliche Radiostationen in der Umgebung auf einmal an dem Sonntagmorgen an, im Halbstundentakt ihre Sturmwarnungen auszusenden.
Der alte Kapitän deutete mit einem spöttischen Lächeln auf das Barometer, das auf fast 1.038 Millibar stand, und fragte sichtlich amüsiert, ob die Engländer und die Franzosen auf einmal nicht mehr ganz dicht wären.
>Seit Mitternacht sind die dabei, Sturmwarnungen rauszuposaunen, während der Barometer steigt<, lästerte der Alte lachend, als ich an dem Sonntagmorgen gegen sieben Uhr während meines morgendlichen Rundgangs ums Schiff auf der Brücke erschien.
Nur die Möwen in der unmittelbaren Umgebung von unserem Schiff lachten nicht, sie lagen fast apathisch alle im Wasser und alle in einer Richtung, nämlich nach Westen, und in diese Richtung fuhren wir auch.
Nur gelegentlich paddelten einige davon fast irritiert schleunigst weg, wenn unser Schiff denen beim Fahren zu nah kam. Nur selten flogen einige von denen uns aus dem Weg, um sich wieder einige Meter weiter wieder ins Wasser zu legen.
Der alte Mann, der sich während der kurzen Fahrt von Amsterdam aus als ein vollkommener bürokratischer Trottel erwiesen hatte, lachte noch mehr, als die ersten Schiffe, die mit uns fuhren, sich bei Radio Ushant meldeten und um Landschutzfahrterlaubnis fragten.
Die Küstenstation gab denen sofort und ohne zu zögern ihr Okay und wies all den Küstenmotorschiffen, die danach fragten, einen Ankerplatz unter Landschutz zu.
Kurz vor Mittag waren wir auf breiter Flur die einzige Kümo, die, flankiert von einigen großen Fahrtschiffen, die ebenfalls nach Westen fuhren, noch nicht unter Landschutz vor Anker gegangen war.
Und so, während der Kapitän sich immer noch köstlich zu amüsieren schien und lustig weiterfuhr, gingen wir dem stärksten und umfangreichsten Sturm, den ich in den letzten 25 Jahren auf See erleben - und Gott sei‘s gedankt, überleben dürfte - entgegen.
Der Sturm erreichte uns mit voller Wucht kurz vor Mittag, kaum zehn Meilen nach Ushant.
Das Barometer fing fast schlagartig an zu sinken, das Ding ging in kaum einer halben Stunde von 1.040 Millibar auf 1.000 und fiel, während der Himmel in der kürzesten Zeit rabenschwarz wurde, unaufhaltsam weiter ab.
Das Meer fing an zu brodeln, und wir waren in der Scheiße.
Die Biskaya hatte sich in kürzester Zeit von einem freundlich blauen Südseeähnlichen friedlichen Gewässer zu einer tobenden Bestie gewandelt.
Es ging alles so schnell, und der alte Arsch wurde so dermaßen überrascht, dass er sogar vergaß, die Fahrt des Schiffes zu reduzieren.
Die Condor, immer noch von meinem deutschen Bullen aus Deutzer Zucht, auf 80 % ihrer Leistung nach vorne getrieben, tanzte wild hin und her, sie bohrte sich ein paar Mal in gewaltige Wellen hinein, kam aber brav immer wieder raus.
>Wollen Sie den Motor kaputt fahren oder das Schiff versenken, Kapitän?<, fragte ich scheinheilig, als ich sah, dass der Mann immer noch nicht mit der Fahrt runtergehen wollte und wie hypnotisiert nach draußen schaute.
Vorsorglich hatte ich um zehn Uhr beim Kaffee in der Messe die Jungs und Peter gewarnt, sämtliche Schotten und Türen abzuschließen und dafür zu sorgen, dass in der Messe und in ihren Kammern alles, was auf dem Tisch lag, gut weggestaut und abgesichert wurde.
Luwala, unsere Bordhündin, hatte ich in meiner Kabine eingeschlossen, ich hatte auch im Maschinenraum eine Runde gedreht, dort aber war für mich die Welt in Ordnung, denn ich hatte die Gewohnheit, niemals lose Gegenstände herumliegen zu lassen, von dort erwartete ich also keine Probleme.
Mein Problem oder, besser gesagt, unser Problem kam in Person des Steuermannes, der kurz vor dem Rest der Bande auf der Brücke erschienen war und der dem Kapitän die Fahrt des Schiffes endlich auf 30 % zurückgestellt hatte.
Er musste gegen irgendwas mit seinem Kopf gestoßen sein, denn auf seiner linken Stirnseite war eine große Beule zu sehen.
>Das ist die Strafe<, murmelte er vor sich hin.
>Die Strafe für was denn, Steuermann?<, fragte ich alarmiert.
>Die Zwischendeckpontons, Chief, ich hab sie aufgrund des schönen Wetters gestapelt gelassen und nicht in Position gebracht, die sind aber sehr gut gelascht worden<, antwortete er mir kleinlaut.
>Du Vollidiot, was hast du dir denn dabei gedacht?<, zischte ich ihm ins Gesicht.
>Jetzt haben wir aber eine schöne Scheiße am Hals<, schimpfte Peter gleich los und schaute mich dabei kreidebleich an.
>Aber, meine Herren, ich bitte euch. Es gibt doch keinen Grund zur Panik. Der Sturm ist doch gleich wieder vorbei, und die Pontons im Laderaum sind gut gelascht worden<, dekretierte der Kapitän.
Mir reichte es, denn meine innere Warnanlage war wie von Sinnen am Bimmeln.
Ich kannte den Klang meiner eigenen Alarmglocke in mir. Das letzte Mal, wo ich sie gehört hatte, war damals im Barbison Hotel, bevor ich auf dem Motorschiff El Castillo einstieg, nur das diesmal ihr Klang ein einziges Ding bedeutete, nämlich Tod.
>Nix da, mein lieber Kapitän, Sie gehen jetzt sofort auf ganz langsame Fahrt runter und Kopf auf See, und ich gehe in den Laderaum, ich will mir dort selbst ansehen, was Sache ist, denn ich habe keine Lust, in der Biskaya abzusaufen. <
Ohne lange herumzumäkeln, setzte der Alte den Bug gegen den Wind und reduzierte die Fahrt um einige Umdrehungen mehr.
>Weniger geht nicht, Chief, ich brauche Ruderwasser. Passen Sie bitte auf<, mehr sagte der alte Mann nicht, und ich ging, gefolgt von Peter, nach unten.
Von der Tür auf der Steuerbordseite zum Arbeitsdeck bis zur Einstiegstür zum Laderaum waren es gerade sechs Meter. Der Kapitän hatte das Schiff so manövriert, dass die Kondor mit ein paar für mich lebenswichtigen Graden rechts der Wellenrichtung lag.
>Pass bloß auf, Meister<, bat mich Peter, der genauso wie ich durch das Bullauge an der Tür die Sequenz der Wellen beobachtete.
Wir ließen uns Zeit, erst als ein paar größere Wellen an uns vorbeizogen und das Arbeitsdeck wieder frei von Wasser war, öffneten wir die Tür, und ich ging, während Peter hinter mir die Tür wieder schloss, an Deck.
Wie ich es schaffte, in den Laderaum zu gelangen, ohne über Bord gespült zu werden, weiß ich bis heute nicht, ich weiß nur, dass ich es schaffte und dass ich heute, fast fünf Jahre später, darüber berichten kann.
Mehr weiß ich nicht.
> Verdammt kurz und schnell, diese Wellen<, dachte ich, als ich die Sprossenleiter zum Laderaum runterging.
Unten im Zwischendeck waren das ganze Getöse des Sturms und das des gestressten Schiffes fast unerträglich.
Die Gefährlichkeit und Mystik der Geräusche, die sich da abspielten, war mit all dem, was ich vorher auf See gehört hatte, nicht zu vergleichen.
Es klang fast wie Musik, nein, es war Musik, eine tödliche Sinfonie, die mich fast das Blut in den Adern gefrieren ließ, spielte sich da in meinen Ohren ab, und für einen kürzesten Augenblick hörte ich gebannt, fast wie hypnotisiert, einfach zu.
Erst danach schaute ich mich um.
Die Pontons achtern waren im Laderaum zwar gestapelt, die lagen aber auch fest gegen die Aufbauten, die waren so gut einzeln am Schott gelascht worden, dass die nirgendwo hingehen konnten, so, als ob die ein fester Teil des Schiffes gewesen wären.
Diese Deckel waren immer dort, so wie die waren und wurden in ihren jeweiligen Positionen in dem Zwischendeck eingesetzt, nur wenn es im Raum Teilladung zu stauen gab, sonst nicht.
Was ich aber sah, als ich nach vorne schaute, raubte mir für einen kurzen ewigen Moment fast den Verstand.
Die vordersten 12 Pontons, die man nur frei im Raum stapeln und laschen konnte, hatten ihre Ketten gesprengt und lagen über- und untereinander, durcheinander eingekeilt und gestapelt, Vorkante Laderaum Backbord und bewegten sich mit ihren scharfen Kanten stumpf und knirschend gegen den Schiffsrumpf.
Fast wie in Trance schnappte ich mir von irgendwoher so viel Holzbretter, wie ich nur finden konnte und setzte sie, wohl achtend, wohin ich mit meinen Füßen ging, zwischen die scharfen Kanten der Pontons und der Schiffsaußenhaut.
Mit Gottes Hilfe fand ich auch auf Anhieb einige größere Holzkeile und einen Vorschlaghammer, wie besessen hämmerte ich so viele von den Holzklötzen zwischen die eisernen Pontons und das Deck, wie ich nur konnte.
Mir ging es primär darum, eine weitere Verschiebung der Teile zu vermeiden, und erst, als es mir schien, dass das Ganze, doch etwas ruhiger da lag, ging ich wieder nach oben, um Verstärkung zu holen.
>Ich machte mir langsam um dich Sorgen, Meister<, sagte Peter zu mir, als ich wieder bei ihm war.
Unterwegs nach oben informierte ich ihn, was im Laderaum los war und was ich getan hatte. Ich sagte ihm auch, dass wir gleich wieder da runter mussten, um die losen Pontons mit Ketten und Spannschrauben an den Spanten des Schiffes so zu verankern, dass die sich nicht mehr hätten bewegen können.
Auf der Brücke war der alte Arsch gerade dabei, freudig und munter den Jungs und seinem Affen, der aschgrau im Gesicht war und sich stumpfsinnig, fast abwesend, krampfhaft am Kartentisch festhielt, eine Lehrstunde in Ozeankunde zu geben.
Er erklärt denen gerade, wie sich die Wellen auf hoher See verhalten und wo der Unterschied zwischen einem Längst- und einem Querläufer zu sehen und wie dieser zu interpretieren war.
>Vorne haben die Pontons, die ihr so gut gelascht habt, ihre Laschketten gesprengt, meine Herren. Wir müssen in den Laderaum gehen, um die einzeln irgendwie zu sichern, sonst gehen die uns noch durch die Wand, und dann ist wohl Feierabend mit lustig, meine Herren, und wir gehen alle baden<, erklärte ich denen.
Der Kapitän schien nicht begriffen zu haben, was ich da gesagt hatte, denn als ob ich nicht da gewesen wäre, laberte und dozierte er weiter mit den Jungs über Wasser und Wellen.
>Sagen Sie mal, Kapitän, haben Sie mir überhaupt zugehört<, fragte ich wütend den alten Sack, der immer noch am Schnacken war.
>Wie bitte?<, fragte der alte Mann fast erschrocken.
In aller Ruhe erklärte ich noch einmal, in welcher prekären Lage wir uns befanden und was ich dagegen tun wollte.
>Ja, Chief, wenn das so ist, dann haben Sie natürlich Recht. Ich will mir aber zuerst selber die Lage im Laderaum anschauen.<
>Den Teufel werden Sie tun, mein Lieber. Sie bleiben hier auf der Brücke und gehen nirgends wohin<, gab ich ihm zur Antwort, ohne ihn weiterreden zu lassen.
>Ich bin der Kapitän, und ich muss mir selber ein Bild über den Zustand meines Schiffes machen<, antwortete mir der alte Sack trotzig.
>Falls Sie jetzt die Brücke verlassen, um in den Laderaum zu gehen, dann breche ich Ihnen ein Bein. Auf den Steuermann ist kein Verlass, Sie sind hier jetzt der einzige, der das Schiff in so einer Situation fahren kann, und ich brauche die Jungen und den Koch mit mir im Raum. Wir sind tief in der Scheiße, und alles, was ich zur Verfügung habe, sind zwei 18-jährige Jungs, die zum ersten Mal auf See sind und Peter. Hinzu kommen ein Steuermann, der von nichts eine Ahnung hat, und ein 70 Jahre alter Kapitän, der, obwohl er kaum auf den Beinen stehen kann, in den Laderaum gehen will, nur weil er den Kapitän spielen will. Und ich soll dem Mann kein Bein brechen?<, fragte ich zum Schluss verbittert und angeekelt über seinen Hochmut und seine überhebliche Einstellung.
Ohne mich weiter um den alten Mann zu kümmern, ging ich von der Brücke, um nach unten zu gehen, Peter und die Jungs folgten mir ohne Widerrede.
Ein paar Minuten später waren wir alle vier zwar etwas nass und außer Atem, aber mit heilen Knochen bei den losen Pontons in dem Laderaum.
Wir brauchten gut und gern zwei Stunden, um alle Pontons so zu sichern, dass die einigermaßen gut und fest an den Backbordspannten des Laderaums vorne gelascht worden waren.
So was hört sich einfach an, es war aber nicht so, und ungefährlich war’s erst recht nicht.
Wir befanden uns im vordersten Teil des Laderaumes, und das Schiff sprang wie ein wilder Mustang mit bis zu sechs Meter in die tiefen Wellentäler.
Am Ende aber, ohne uns dabei die Knochen zu brechen, hatten wir es fertig gebracht, nicht nur jeden der losen Pontons an den Spannten des Schiffes fest zu laschen, wir hatten auch noch eine gehörige Portion Holzpolster zwischen die und die Schiffswand einsetzen können.
Ganz felsenfest gelascht waren die nicht, wir hatten es nur geschafft, die alle so zu befestigen, dort wo die waren und so, wie die dort auch lagen.
Mehr wäre in so einer Situation einfach nicht drin gewesen.
Um zu vermeiden, dass die durch Eisen auf Eisen Reibung sich noch weniger bewegen konnte, waren wir außerdem in der Lage gewesen, eine gute Verkeilung hinzukeilen, nicht nur zwischen jeden einzelnen von denen, sondern auch zwischen die, die direkt an Deck lagen und dem Deck selbst.
Damit hatten wir zur Rettung unserer Leben all das getan, was uns unter den gegebenen Umständen möglich worden war, der Rest lag nur noch in Gottes Hand.
Mir ist es heute noch ein Rätsel, wie wir es immer schafften, von unserem Wohnbereich in den Laderaum zu gelangen und zurückzukommen, ohne dabei von den anrollenden Brechern über Bord befördert zu werden.
Tatsache ist, dass wir es alle schafften und das alles ohne Verletzungen.
Auf der Brücke dann berichte ich dem Kapitän, wie die Lage nun war, ich erklärte ihm, was wir getan hatten und was ich davon hielt.
Dabei machte ich ihm klar, dass die Pontons keineswegs 100 % sicher waren, sondern dass die eben nur so sicher waren, wie das Schaukeln des Schiffes es eben zuließ, mehr nicht, denn mittlerweile hatte der Sturm erheblich an Stärke zugenommen.
Der Sturm hatte sich so gegen 15 Uhr bei steifen neun mit bis zu guten zehn Windstärken eingependelt und schien es dabei belassen zu wollen.
Die Condor schaukelte zwar im Sekundentakt mit bis zu 30 Grad Neigung wild hin und her, so lange wir aber Kopf auf See blieben, war das im Grunde genommen zwar verflixt unangenehm, man hätte es aber überleben können.
Hinzu kam, dass das Gewicht der Pontons, die an Backbord gestapelt waren, uns zwangsläufig ein paar Grade willkommener Schlagseite in diese Richtung gaben und das half noch mehr, die Scheiß losen Deckel im Laderaum dort zu halten, wo die waren.
Jeder Kapitän, den ich kenne, aber auch die blödesten unter denen (und davon gibt es viele), wäre nun weiter Kopf auf See geblieben, bis sich der Sturm beruhigt hätte.
Nur dieses Arschloch von Kapitän nicht, nein, der Trottel schien nur diesen Teil meines Berichtes in sich aufzunehmen und zu begreifen, als er hörte, dass die Pontons im Laderaum befestigt worden waren,.
>Mensch, Chief, danke, das war gute Arbeit, jetzt kann ich wieder auf Kurs gehen und mich bei Ushant Radio abmelden.< Das ist es, was der Herr Kapitän sagte.
Meine Antwort kam postwendend.
>Wenn Sie es wagen, dieses Schiff auch nur einen einzigen Grad aus dem gegenwärtigen Kurs zu bringen, so schließe ich Sie in Ihre Kammer ein und übernehme das Schiff<, mehr sagte ich nicht.
>Das ist ja Meuterei. Ich werde Sie ins Tagebuch eintragen<, weiter kam er nicht.
>Machen Sie das ruhig, Kapitän, und da Sie dabei sind, setzen Sie gleich meinen Namen hinzu<, schrie ihn Peter auf Holländisch sofort an, >falls Sie lebensmüde sind, so springen Sie meinetwegen gleich außenbords. Dieses Schiff drehen Sie aber nicht, nicht jetzt, denn ich habe Frau und Kinder daheim, und die wollen mich wiedersehen. <
Peter als erfahrener Bootsmann/Koch hatte die Entsetzlichkeit unserer Lage sofort erfasst und war mir zu Hilfe gekommen.
>Es gibt manche Sturmböen da draußen, die fast Orkanstärke haben, wo wollen Sie eigentlich hin, Kapitän?<, fragte ich, als der alte Mann, erschrocken über Peters Intervention, sprachlos geworden war. >Ihre Pflicht ist es, Ushant Radio unsere Situation zu melden, wir sind faktisch in Seenot. Jede Minute kann sich einer der Pontons lösen, jede Minute kann einer davon durch die Schiffswand gehen, und wir saufen einfach ab, ohne dass es jemand merkt. Kapitän, melden Sie uns, bitte<, setzte ich unvermindert fort.
Der Mann, der nur an sich selbst und sein eigenes Prestige dachte, griff wortlos nach dem UKW-Mikrofon und rief Ushant Radio an.
Ruhig, mit fast monotoner Stimme meldete er unsere Position und Schiffslage an und bat sie, wenn wir auch quer zum Fahrtweg standen, dort bleiben zu können, so wie wir waren.
Er beantwortete all die Fragen, die Ushant Radio über Schiffsgröße, Tiefgang, Art der Ladung, Ausgang und Ankunftshafen sowie Reederei und Agentennamen ihm stellte, er gab alles durch, und am Ende verlangte die Küstenradiostation, nachdem sie uns auf ihrem Radar festgenagelt hatten, von ihm bis auf Weiteres im 15-Minuten-Takt eine Position- und Schiffszustandsmeldung.
Danach wünschten sie uns Hals- und Beinbruch und beendeten somit das Gespräch.
Gerade als ich daran dachte, nach unten zu gehen, um mich abzutrocknen, fing am Peildeck über uns etwas an, gegen etwas anderes zu knallen.
Die Schläge kamen im Rhythmus von dem rollenden Schiff und wurden immer lauter.
>Was zum Teufel soll denn das jetzt schon wieder sein?<, fragte mich Peter, der genauso wie ich und die Jungs bis auf die Knochen nass und am Frieren war.
>Es gibt nur einen Weg, um das herauszufinden, Junge, lass uns nach oben gehen, und wir werden es wissen<, antwortete ich.
Ohne zu zögern ging ich von Steuerbord aus an dem teilnahmslosen Steuermann vorbei, der immer noch neben der Tür stand und geistlos, verbissen, fast wie hypnotisiert nach draußen schaute, gefolgt von Peter, an der Steuerbord Nock ins Freie.
Das Peildeck ist das höchste Deck eines jeden Schiffs, höher als das sind nur noch der Kamin und die Masten.
Dort befinden sich auf fast jedem Schiff älterer Bauart in einer Holzkiste die 12-Volt-Notstromversorgungsbatterien für die Funkanlage des Schiffes.
Gerade der Scheiß hatte sich teilweise losgerissen und knallte mit dem rollenden Schiff gegen die Reling.
Wenn es schon nicht einfach gewesen war, aufs Peildeck zu gelangen, war es noch viel weniger einfach, die schwere Kiste wieder gegen die Reling zu bringen.
Der Pendelweg des Schiffs dort oben ist am stärksten und sehr gefährlich.
Mit vereinten Kräften, teilweise flach an Deck liegend, klitschenass und halb erfroren schafften Peter und ich es aber doch nach einer Weile, die schwere Kiste wieder gegen die Reling gedrückt zu halten.
Daraufhin knallte ich meine 110 Kilo drauf, hängte irgendwie meine Beine und Arme über die Reling hindurch und schaffte es auch mit meinen fast eingefrorenen Arschbacken, die verdammte Kiste in Position zu halten, bis Peter aus dem Sanitärlüfterraum am Schornstein zum Glück genügend alte Wurfleinen fand, um die verflixte Kiste wieder an der Reling fest zu laschen.
>Falls die Reling auch noch nachgibt, so lade ich samt den Batterienvierkant in den Bach, und dann wird es das wohl gewesen sein<, dachte ich grinsend, als ich wie ein Affe im Baum da an der Reling hing, während die Gischt der vorbeiziehenden Wellen mir die Fresse polierte.
Wenn von dem Brückenfenster aus der Anblick des Sturms schon würdevoll und überwältigend war, so sah es vom Peildeck schlicht und ergreifend majestätisch und atemberaubend zugleich aus.
Ergriffen, fast in der tiefsten Demut, lauschte ich dort dem Konzert aus rauschenden Wassermassen, dem Stampfen des Schiffes gegen die anrollenden Wellen, den Hunderten von Violinen und Posaunen, die die Windböen durch die Aufbauten des Schiffes hindurch spielen ließen.
Aus dem manchmal ruhigen Lauf meiner deutschen Bullen, die ihren Lauf, skandiert durch die trockenen Luftschläge der Abgasturbine, schlagartig von einem „Andante con Brio“ zu einem „Andante Furioso“ änderten, sobald der Propeller aus dem Wasser kam, wurde mir auf einmal klar, dass kein Maler jemals in der Lage sein würde, solch ein Bild malen zu können.
Kein Schriftsteller wäre in der Lage, so was in Worte auf dem Papier beschreiben zu können.
Kein Musiker könnte je so eine Partitur komponieren.
So etwas mit Farben, mit Noten oder mit Wörtern beschreiben zu wollen, wäre nichts anderes als purer dämlicher, menschlicher Hochmut, nicht mehr und nicht weniger als das.
So was muss man gesehen, gehört, erlebt und vor allem empfunden haben. Es beschreiben mit Musiknoten, es erklären mit Worten oder mit Farben, es im Nachhinein jemanden nachfühlen zu lassen, was man da sieht, erlebt und empfindet, das man kann nicht.
> Wie kam denn die alte Wurfleine in den Sanitärlüfterraum auf dem Peildeck?<, fragte ich Peter, als wir wieder im Ruderhaus waren.
> Damit wollte ich mir eine Hängematte bauen, Meister, die hatte ich vor ein paar Tage dorthin gebracht<, erklärte er mir lächelnd.
"Danke,Peter" Fortsetzung folgt

venerdì 2 gennaio 2009

EINE BREMISCHE GESCHICHTE

Aus MSKRP N° 3. Der Fall MS. CONDOR. (1989)

Bremen ist nicht meine Wahlheimat, meine Wahlheimat ist das Meer und mein Zuhause sind die Schiffe, auf denen ich fahre.
Nein, Bremen ist nicht und wird nie meine Wahlheimat sein. Bremen ist meine Art und Weise zu leben, frei nach dem Motto: Alles oder nichts und immer nach vorne schauen.
Alles oder nichts hat mit Geld wenig zu tun.
Für mich bedeutet alles oder nichts weder Geld noch Macht oder Reichtümer. Für mich alles oder nichts bedeutet Leben, jetzt leben, sich nicht kleinkriegen lassen und um den Lebenswillen da zu sein.
Um des Lebens willen da zu sein, auch dann, wenn die Weichen schlecht gestellt sind, sich einzusetzen, um zu verbessern und das aus reiner purer Lebenslust.
Das ist Bremen für mich, und so bin ich.
Fast hätte ich mich vor langer Zeit sogar in Bremen häuslich niedergelassen, natürlich in einem Hause mit allem Pipapo, das ein gutbürgerliches Leben ausmacht und nicht ins Seemannsheim. Ein Haus mit Wein, Weib und Gesang, dem ungeachtet, auch mit einem anständigen Badezimmer mit Badewanne und glänzendem feinen Klo, wo man auch in alle Ruhe, eine Zigarette beim Bildzeitungslesen qualmen kann und wo sich, gut, würdevoll und vornehm, kacken lässt.
Dann wäre ich bestimmt, nicht ins Seemannsheim geblieben.
Das alles wäre fast geschehen, wäre bloß nicht, der akute seemännische Scharfsinn in puncto Weiber in mir gewesen, der als ständige Begleiter, mich von ankommenden Gefahr warnt.

Das Weib, das meine längst vergessenen gutbürgerlichen Gefühle in mir wieder halbwegs erweckt hatte, arbeitete damals als Kellnerin in einer gut besuchten und gepflegten Kneipe unweit von Bremen.
Sie muss um die 40 gewesen sein, vielleicht ein bisschen älter als das, aber keineswegs jünger und zwar, um ehrlich zu sein, ein bisschen zu alt, aber ihrem Alter zum Trotz gut erhalten, gut ernährt und mit einem vollständigen eigenen gelblichen Gebiss, ausgestattet.
Ihre Raucher stimme gab ihr so eine Art von kriminal Tango Aura, die eigentlich in das vornehme Lokal gar nicht hineinpasste, aber grade das gab ihr der Schein der Sünde und zog die biederen Ehemänner der Umgebung, magisch an.
Sie trug zwar viel zu kurze Haare, so in etwa eher maskulin als weiblich, was ihren etwas zu klein geratenen Kürbis auf ihrem korpulenten Körper noch kleiner erschienen ließ, sie hatte auch eine sehr komische Art und Weise sich zu kleiden. Ihr Geschmack in puncto Klamotten war wirklich das Allerletzte, was man sich an einer reifen Frau vorstellen konnte.
Persönlich fand ich ihre Vorliebe für Omas Klamotten einfach lächerlich, und wenn sie sich um ihren kurzem Hals auch noch ein palästinensisches Bettlaken schlang, das ihren kleinen Kürbis mit dem Kurzhaarschnitt auf ihrem korpulenten Körperbau noch kleiner erschienen ließ, dann war alles zu spät.
Trotzdem fand ich die Alte nett, denn ich war mir sicher, falls es mit uns, was letztendlich keineswegs sicher war, geklappt hätte, ich schon Mittel und Wege gefunden hätte, ihr ihre geschmacklose Weise sich zu kleiden auszutreiben - notfalls mit ein paar auf die Schnauze.
Irgendwie hätte ich sie bestimmt zur Räson gebracht, da bin ich mir ganz sicher.
Mehrere Male schon hatte ich versucht, was in Anbetracht ihrer Camouflage-Phobie, wahrlich nicht gerade einfach gewesen war, mir die alte Sau hinter der Theke zurecht zu saufen.
Nach mehreren anstrengenden Anläufen und mühevollen Versuchen, die mir wie Schwerstarbeit vorkamen, hatte ich es fast geschafft und sie mir so dermaßen gut zurechtgesoffen, dass sie mir in meinem Suff wunderschön vorkam.
Für sie hatte ich mir nach willensstarken Anläufen und konsequentem Probieren endlich die passende Frisur zurechtgesoffen: eine lange füllige Haarpracht, eine Komposition, die ihren kleinen Kürbis unter ihrer Fülle verschwinden ließ.
Ihre palästinensische Bettwäsche in den Mülleimer geworfen, ihre Klamotten der Heilsarmee geschenkt.
Den Fensterkitt aus ihrem Gesicht abgeschabt.
Sie in ein dezentes, aber sexy blaues Kostüm hineingequetscht und auf ihrem Gesicht eine hauchdünne Schicht Rouge aufgelegt, denn obwohl von stämmiger Bauart und kugelrund, sah sie letztendlich doch etwas blass aus.
So in etwa sah in meinen Suffträumen meine Traumfrau aus, gewiss nicht gerade erste Auslese, nein, das war sie nicht, aber immerhin besser als vor dem Zurechtsauf-Experiment.
Um ehrlich zu sein, man konnte doch in meinem Alter sich nicht allzu wählerisch anstellen, denn im Grunde genommen hatte ich auch nicht viel zu bieten, nicht wahr? Denn als Seemann, Ausländer, Sozialsäufer, weiberfaul und thekenaktiv, mit Bierbauch und ner Glatze und mit klapprigen und erneuerungsbedürftigen Knabberleisten obendrauf ist man auch nicht gerade ein blauer Prinz.
Blau schon und das oft und richtig, aber Prinz?
Nein, das bin ich wirklich nicht.
Die Alte aber, so wie ich sie mir zurechtgesoffen hatte, hätte bestimmt ihren Zweck erfüllt, denn im Grunde genommen wäre das doch der Sinn der ganzen Übung gewesen, nicht wahr?
Wie gesagt, fast hätte ich’s geschafft, wäre mir bloß nicht ihr dämlicher sturer Arsch in die Quere gekommen. Himmel, Gott ist mein Zeuge, dass ich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln versucht habe, die einem Nilpferd ähnliche Protuberanz, die an ihrem Achtersteven hing, zurechtzusaufen.
Es nutzte alles nichts, ihr alter Arsch blieb so, wie er war, im Gegenzug aber war ich jeden Tag nur noch besoffen.
Fest entschlossen, doch noch einen passenden Arsch für ihren Achtersteven zurechtzuschustern, verpasste ich mir, sozusagen als zusätzliche Verstärkung und Reiz für meine stilistischen Eigenschaften, zu jedem Beck‘s einen Doppelkorn.
Scheiße, von da an nahm das Unheil erbarmungslos seinen Lauf, denn nach ein paar Tagen anstrengender Versuche bekam ich gewaltige Magenschmerzen, meine Hände fingen an zu zittern, und ihr sturer Arsch schien mir noch größer und monströser geworden zu sein.
Fast entmutigt, aber immer noch mit dem verbissenen Draufgängertum des erfahrenen Seemanns, wechselte ich kurzerhand von Bier und Doppelkorn zu Bier und Wodka.
Es nutzte aber alles nichts, denn ihr Arsch wurde noch riesiger.
Danach probierte ich es mit Bier und Cognac, da musste ich aber, als mein Magen mir fast um die Ohren flog, schleunigst meine zitternden Flossen davon lassen, sonst wäre ich auch noch jämmerlich am Tresen krepiert.
Es war wirklich zum Verzweifeln, denn nie zuvor hatte mich so ein dämlicher Weiberarsch so viel Anstrengung, so viel Mühe und Not gekostet.
Einen halbwegs rettenden Einfall, um wenigstens zu retten, was noch zu retten war, bekam ich, als ein Bekannter von mir ins Lokal kam, von dem ich wusste, dass er gute Cocktails zubereiten konnte, und schon bat ich ihn, mir eine Bloody Mary zu machen. Sie, die meine verzweifelten Anstrengungen, ihr einen besseren Arsch verpassen zu wollen, zu schätzen und zu würdigen wusste, erklärte sich sofort bereit, mir selber eine Bloody Mary zuzubereiten. Ein Unterfangen, das ich, da ich ihr noch nicht so ganz übern Weg traute, sofort ablehnte.
Daraufhin wurde das undankbare Geschöpf sauer, allen meinen Bemühungen zum Trotz, ihr eine bessere Figur verpassen zu wollen und sprach kein Wort mehr mit mir, und meine gutbürgerlichen Gefühle, beleidigt und verschämt, gingen sofort auf Tauchstation und schliefen ruck, zuck wieder ein.
Nichtsdestotrotz hatten die vielen Bloody Marys, die ich an dem Abend trank, eine magische Wirkung, denn je mehr ich davon trank, desto nüchterner wurde ich. Ich trank nur noch so viel, was auch nicht gerade einfach war, bis ich ganz nüchtern war, zahlte wieder mal eine gepfefferte Rechnung und ging auf Nimmerwiedersehen aus der Kneipe direkt ins Seemannsheim, schlafen, wo ich 24 geschlagene Stunden lang den Schlaf der Gerechten schlief.
Bevor ich aber in meiner Koje einschlief, fragte ich neugierig all die kleinen lustigen grünen Männchen, die mit ihren riesengroßen Nilpferdpeitschen um meine Koje tanzten, was die eigentlich in meiner Bude zu suchen hatten und bat sie, bitte schön, etwas leiser zu sein ...