giovedì 21 dicembre 2017

Pissed as a Newt non licet esse


PISSED AS A NEWT – NON LICET ESSE
 
 
 

 

Auszug aus: Manuskript N° 3. Von anderen Geschichten und Epilogen.

 

... Bremen ist nicht meine Wahlheimat, meine Wahlheimat ist das Meer, mein Zuhause sind die Schiffe, auf denen ich fahre.

Nein, Bremen ist nicht und Bremen wird nie meine Wahlheimat sein.

Bremen ist meine Art und Weise zu leben, frei nach dem Motto: Alles oder nichts und immer nach vorne schauen.

Alles oder nichts hat mit Geld wenig zu tun.

Für mich bedeutet alles oder nichts weder Geld noch Macht oder Reichtümer. Für mich bedeutet alles oder nichts: leben.

Jetzt leben, sich nicht kleinkriegen zu lassen und um des Lebenswillens zu leben, zu wachsen und zu sein!

Um des Lebens wegen da zu sein, auch dann, wenn die Weichen schlecht gestellt sind; sich einzusetzen, um zu verbessern, aus reiner Freude am Leben und aus Enthusiasmus am Tun.

Das ist Bremen für mich und so bin ich.

Wäre nicht der akute seemännische Scharfsinn in punkto Weiber in mir gewesen, hätte ich mich vor einigen Jahren in Bremen ganz bürgerlich und vornehm verheiratet.

Anstatt in den Katakomben des Seemannsheims zu wohnen, wäre ich häuslich geworden, mit eigener Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer, eigenem Klo und all den Annehmlichkeiten des gutbürgerlichen Lebens.

Dann wäre ich noch zivilisierter und noch gesitteter, noch artiger und anständiger, als es heute der Fall ist, geworden.

Die Evastochter, die meine häuslichen Gefühle in mir wieder erweckt hatte, arbeitete als Kellnerin in einer gut besuchten und gepflegten Kneipe, unweit von Bremen.

Sie musste um die 40 Jahre alt gewesen sein, vielleicht ein bißchen älter, aber keineswegs jünger.

Zwar, um ehrlich zu sein, ein bisschen zu alt.

Ihrem Alter zum Trotz aber gut erhalten, gut ernährt und mit einem noch vollständigen eigenes Gebiss ausstaffiert.

Sie hatte zwar einen viel zu kurzen Haarschnitt, eher maskulin als weiblich, der ihren etwas zu klein geratenen Kürbis auf ihrem korpulenten Körper noch kleiner erscheinen ließ.

Sie pflegte sich auch sehr komisch zu kleiden; ihre Art und Weise sich herausputzen, das fand ich wirklich lachhaft.

Ihr Geschmack in punkto Klamotten war wirklich das Allerletzte, was man sich an so einer reifen und erfahrenen Frau vorstellen konnte.

Persönlich fand ich ihre Vorliebe für Großmutterklamotten einfach lächerlich.

Wenn aber um ihren kurzen Hals herum, auch noch ein palästinensisches Bettlaken schlang, dass ihrem kleinen Kürbis mit dem Kurzhaarschnitt auf ihrem korpulenten Körperbau noch einmal kleiner erscheinen ließ, dann war wirklich alles zu spät mit ihr.

Trotzdem fand ich die altertümliche Dame nett und aufbaufähig.

Falls es mit uns letztendlich, was keineswegs sicher war, geklappt hätte, hätte sie sich anderes anziehen müssen, denn ein Seemann geht bekanntlich, nicht mit einer als Frau getarnten Vogelscheuche aus. 

So oder so hätte ich ihr also ganz bestimmt ihre geschmacklose Weise, sich zu kleiden, notfalls mit ein paar auf die Schnauze auszutreiben gewusst.

Irgendwie hätte ich sie bestimmt zur Vernunft gebracht, da bin ich mir ganz sicher, denn bis dahin hatte ich mich in punkto Frauenzimmer noch nie geirrt.

Mehrere Male schon hatte ich sie mir, was in Anbetracht ihrer Camouflage Manie wahrlich nicht einfach gewesen war, am Tresen zurechtgesoffen.

Nach mehreren Anläufen und anstrengenden Versuchen hatte ich es fast geschafft und sie so dermaßen gut zurechtgesoffen, dass sie mir in meinem Suff wunderschön vorkam.

Ich hatte mir für sie nach hartnäckigem Versuchen und Probieren endlich die passende Frisur zurechtgesoffen: langes fülliges schwarzes Haar, dass ihren kleinen Kürbis unter ihrer Fülle verschwinden ließ.

Ihr Palästinenserbettzeug in den Mülleimer geworfen, ihre Klamotten der Heilsarmee geschenkt und den Fensterkitt in ihrem Gesicht abgeschabt.

In meinem Suff hatte ich für sie ein dezentes, aber sexy blaues Kostüm ausgesucht und sie dort hineingequetscht.

Auf ihr Gesicht hatte ich eine hauchdünne Schicht roten Puder gelegt, denn obwohl von grober Bauart und kugelrund, sah es nach der Fensterkitt Entfernung letztendlich doch etwas blass und mitgenommen aus.

So in etwa sah in meinen Suff die Frau meiner Träume also aus.

Gewiss, nicht gerade erste Auslese, das war sie keineswegs, dass war mir klar, auf jeden Fall aber immerhin besser als vor dem Zurechtsaufen.

Und um ehrlich zu sein, man sollte sich doch in meinem Alter nicht allzu wählerisch geben, denn viel hatte ich im Grunde genommen auch nicht zu bieten. Denn als Seemann, Ausländer, Sozialsäufer, weiberfaul und mit einer Bierwampe noch dazu, ist man nicht gerade eine blauer Prinz, nicht wahr?

Blau schon und das oft und richtig, aber einen Prinz?

Nein, das bin ich wirklich nicht.

Sie aber, so wie ich sie mir zurechtgesoffen hatte, sie hätte bestimmt ihren Zweck erfüllt und das wäre doch der Sinn der ganzen Übung gewesen.

Wie gesagt, fast hätte ich’s geschafft, wäre bloß nicht ihr Arsch gewesen. Himmel, Gott ist mein Zeuge, dass ich mit allen mir zu Verfügung stehenden Mitteln diese einem Nilpferd ähnliche Monstrosität, die an ihrem Achtersteven hing, zurechtzusaufen versucht habe.

Es nützte alles nichts, ihr alter Arsch blieb so wie er war und ich war jeden Tag nur noch besoffen.

Fest entschlossen, doch noch einen passenden Arsch für ihren Achtersteven zurechtzusaufen, verpasste ich mir, sozusagen als zusätzliche Stärkung und Reiz für meine gestalterischen Fähigkeiten, zu jedem Becks-Bier ein Doppelkorn.

Von da an nahm das Unheil erbarmungslos seinen Lauf, denn nach ein paar Tagen anstrengender Versuche bekam ich gewaltige Magenschmerzen, meine Hände fingen an zu zittern und ihr starrköpfiger Arsch schien mir noch größer geworden zu sein.

Fast entmutig, aber immer noch mit dem verbissenen Draufgängertum des erfahrenen Seemanns, wechselte ich kurzerhand von Bier und Doppelkorn zu Bier und Wodka.

Es nützte alles nichts, ganz im Gegenteil, es wurde nur noch schlimmer, denn ihr Arsch schien mir nach einigen Tagen unverdrossener Versuche noch monumentaler und monströser als je zuvor geworden zu sein.

Also probierte ich es mit Bier und Cognac, da musste ich aber, als mein Magen mir fast um die Ohren flog, schleunigst meine zitternden Flossen davon lassen.

Es war wirklich zum Verzweifeln, denn nie zuvor hatte mich so ein dämlicher, enormer, Kuhähnlicher Weiberarsch so viel Mühe und Not gekostet.

Einen halbwegs rettenden Einfall, um wenigstens zu retten, was noch zu retten war, bekam ich, als ein Bekannter von mir auf ein Bier ins Lokal kam.

Von ihm wusste ich, dass er gute Cocktails zubereiten konnte und so, in Anbetracht meines Problems, bat ich ihn, mir einen Bloody Mary zu machen.

Sie, die meine verzweifelten Anstrengungen, ihr einen besseren Arsch zu verpassen, zu schätzen und zu würdigen wusste, erklärte sich sofort bereit, in freudiger Erwartung, ein neues Hinterteil zu bekommen, mir einen Bloody Mary selbst zubereiten zu wollen.

Ein Experiment, dass ich mir angesichts der Lage und weil ich ihr noch nicht so ganz über den Weg traute, ersparen wollte und deswegen dankend aber bestimmt ablehnte.

Daraufhin wurde das undankbare Geschöpf, all meinen Bemühungen, ihr einen besseren Hintern verpassen zu wollen zum Trotz, sauer und sprach kein Wort mehr mit mir.

Nichtsdestoweniger hatten die vielen Bloody Maries, die ich an dem Abend trank, die ersehnte magische Wirkung, die ich nun dankbarerweise schon mehrere Male erleben durfte.

Denn je mehr ich davon trank, desto nüchtern und klarer wurde ich im Kopf.

An dem Spätabend dort an der Theke trank ich, was auch nicht gerade einfach war, nur bis ich ganz nüchtern wurde und schwor mir, mich nie wieder um dicke Weiberärsche zu kümmern.

An dem Tag versprach ich mir, nur noch nach jungen Damen, die gute Bloody Maries zubereiten könnten und dazu auch noch einem gesunden Opa Komplex nachweisen könnten, Ausschau zu halten.

Denn wie ich von Bekannten, die es angeblich schon ausprobiert haben, irgendwann zu hören bekam: Junge Damen, die gute Bloody Maries zubereiten könnten, die schnarchen nicht.

Darum zahlte ich abermals eine gepfefferte Rechnung und ging auf Nimmerwiedersehen aus der Kneipe und direkt ins Seemannsheim schlafen, wo ich Vierundzwanzig geschlagene Stunden lang den Schlaf der Gerechten schlief.           

Bevor ich einschlief, bat ich ganz höflich aber bestimmt all die lustigen Kobolde und die winzigkleinen grünen Menschen mit den riesigen Nilpferdärschen in meiner Bude, nicht so toll herumzutanzen und fürs eine Mal nicht so laut zu sein.

Heute, viele Jahre später, geistern ab und zu die lustigen Kobolde und die kleinen grünen Menschen mit den riesigen Nilpferdärschen in den Katakomben des Seemannsheims, wo wir, die glorreichen Vierzehn, wohnen, herum.

Ab und zu besuchen sie uns und wir reden von früher und von den guten alten Zeiten ... © Franco Parpaiola.

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