PISSED AS A NEWT – NON LICET ESSE
Auszug aus: Manuskript N° 3. Von
anderen Geschichten und Epilogen.
... Bremen ist nicht meine
Wahlheimat, meine Wahlheimat ist das Meer, mein Zuhause sind die Schiffe, auf
denen ich fahre.
Nein, Bremen ist nicht und Bremen
wird nie meine Wahlheimat sein.
Bremen ist meine Art und Weise zu
leben, frei nach dem Motto: Alles oder nichts und immer nach vorne schauen.
Alles oder nichts hat mit Geld
wenig zu tun.
Für mich bedeutet alles oder
nichts weder Geld noch Macht oder Reichtümer. Für mich bedeutet alles oder
nichts: leben.
Jetzt leben, sich nicht
kleinkriegen zu lassen und um des Lebenswillens zu leben, zu wachsen und zu
sein!
Um des Lebens wegen da zu sein,
auch dann, wenn die Weichen schlecht gestellt sind; sich einzusetzen, um zu
verbessern, aus reiner Freude am Leben und aus Enthusiasmus am Tun.
Das ist Bremen für mich und so
bin ich.
Wäre nicht der akute seemännische
Scharfsinn in punkto Weiber in mir gewesen, hätte ich mich vor einigen Jahren
in Bremen ganz bürgerlich und vornehm verheiratet.
Anstatt in den Katakomben des
Seemannsheims zu wohnen, wäre ich häuslich geworden, mit eigener Küche,
Wohnzimmer, Schlafzimmer, eigenem Klo und all den Annehmlichkeiten des
gutbürgerlichen Lebens.
Dann wäre ich noch zivilisierter
und noch gesitteter, noch artiger und anständiger, als es heute der Fall ist,
geworden.
Die Evastochter, die meine
häuslichen Gefühle in mir wieder erweckt hatte, arbeitete als Kellnerin in
einer gut besuchten und gepflegten Kneipe, unweit von Bremen.
Sie musste um die 40 Jahre alt gewesen sein, vielleicht
ein bißchen älter, aber keineswegs jünger.
Zwar, um ehrlich zu sein, ein bisschen zu alt.
Ihrem Alter zum Trotz aber gut erhalten, gut ernährt und
mit einem noch vollständigen eigenes Gebiss ausstaffiert.
Sie hatte zwar einen viel zu
kurzen Haarschnitt, eher maskulin als weiblich, der ihren etwas zu klein
geratenen Kürbis auf ihrem korpulenten Körper noch kleiner erscheinen ließ.
Sie pflegte sich auch sehr
komisch zu kleiden; ihre Art und Weise sich herausputzen, das fand ich wirklich
lachhaft.
Ihr Geschmack in punkto Klamotten
war wirklich das Allerletzte, was man sich an so einer reifen und erfahrenen
Frau vorstellen konnte.
Persönlich fand ich ihre Vorliebe
für Großmutterklamotten einfach lächerlich.
Wenn aber um ihren kurzen Hals
herum, auch noch ein palästinensisches Bettlaken schlang, dass ihrem kleinen
Kürbis mit dem Kurzhaarschnitt auf ihrem korpulenten Körperbau noch einmal
kleiner erscheinen ließ, dann war wirklich alles zu spät mit ihr.
Trotzdem fand ich die
altertümliche Dame nett und aufbaufähig.
Falls es mit uns letztendlich,
was keineswegs sicher war, geklappt hätte, hätte sie sich anderes anziehen
müssen, denn ein Seemann geht bekanntlich, nicht mit einer als Frau getarnten
Vogelscheuche aus.
So oder so hätte ich ihr also
ganz bestimmt ihre geschmacklose Weise, sich zu kleiden, notfalls mit ein paar
auf die Schnauze auszutreiben gewusst.
Irgendwie hätte ich sie bestimmt
zur Vernunft gebracht, da bin ich mir ganz sicher, denn bis dahin hatte ich
mich in punkto Frauenzimmer noch nie geirrt.
Mehrere Male schon hatte ich sie
mir, was in Anbetracht ihrer Camouflage Manie wahrlich nicht einfach gewesen
war, am Tresen zurechtgesoffen.
Nach mehreren Anläufen und
anstrengenden Versuchen hatte ich es fast geschafft und sie so dermaßen gut
zurechtgesoffen, dass sie mir in meinem Suff wunderschön vorkam.
Ich hatte mir für sie nach
hartnäckigem Versuchen und Probieren endlich die passende Frisur
zurechtgesoffen: langes fülliges schwarzes Haar, dass ihren kleinen Kürbis
unter ihrer Fülle verschwinden ließ.
Ihr Palästinenserbettzeug in den
Mülleimer geworfen, ihre Klamotten der Heilsarmee geschenkt und den Fensterkitt
in ihrem Gesicht abgeschabt.
In meinem Suff hatte ich für sie
ein dezentes, aber sexy blaues Kostüm ausgesucht und sie dort hineingequetscht.
Auf ihr Gesicht hatte ich eine
hauchdünne Schicht roten Puder gelegt, denn obwohl von grober Bauart und
kugelrund, sah es nach der Fensterkitt Entfernung letztendlich doch etwas blass
und mitgenommen aus.
So in etwa sah in meinen Suff die
Frau meiner Träume also aus.
Gewiss, nicht gerade erste
Auslese, das war sie keineswegs, dass war mir klar, auf jeden Fall aber
immerhin besser als vor dem Zurechtsaufen.
Und um ehrlich zu sein, man
sollte sich doch in meinem Alter nicht allzu wählerisch geben, denn viel hatte
ich im Grunde genommen auch nicht zu bieten. Denn als Seemann, Ausländer,
Sozialsäufer, weiberfaul und mit einer Bierwampe noch dazu, ist man nicht gerade
eine blauer Prinz, nicht wahr?
Blau schon und das oft und
richtig, aber einen Prinz?
Nein, das bin ich wirklich nicht.
Sie aber, so wie ich sie mir
zurechtgesoffen hatte, sie hätte bestimmt ihren Zweck erfüllt und das wäre doch
der Sinn der ganzen Übung gewesen.
Wie gesagt, fast hätte ich’s
geschafft, wäre bloß nicht ihr Arsch gewesen. Himmel, Gott ist mein Zeuge, dass
ich mit allen mir zu Verfügung stehenden Mitteln diese einem Nilpferd ähnliche Monstrosität,
die an ihrem Achtersteven hing, zurechtzusaufen versucht habe.
Es nützte alles nichts, ihr alter
Arsch blieb so wie er war und ich war jeden Tag nur noch besoffen.
Fest entschlossen, doch noch
einen passenden Arsch für ihren Achtersteven zurechtzusaufen, verpasste ich
mir, sozusagen als zusätzliche Stärkung und Reiz für meine gestalterischen
Fähigkeiten, zu jedem Becks-Bier ein Doppelkorn.
Von da an nahm das Unheil
erbarmungslos seinen Lauf, denn nach ein paar Tagen anstrengender Versuche
bekam ich gewaltige Magenschmerzen, meine Hände fingen an zu zittern und ihr
starrköpfiger Arsch schien mir noch größer geworden zu sein.
Fast entmutig, aber immer noch
mit dem verbissenen Draufgängertum des erfahrenen Seemanns, wechselte ich
kurzerhand von Bier und Doppelkorn zu Bier und Wodka.
Es nützte alles nichts, ganz im
Gegenteil, es wurde nur noch schlimmer, denn ihr Arsch schien mir nach einigen
Tagen unverdrossener Versuche noch monumentaler und monströser als je zuvor
geworden zu sein.
Also probierte ich es mit Bier
und Cognac, da musste ich aber, als mein Magen mir fast um die Ohren flog,
schleunigst meine zitternden Flossen davon lassen.
Es war wirklich zum Verzweifeln,
denn nie zuvor hatte mich so ein dämlicher, enormer, Kuhähnlicher Weiberarsch
so viel Mühe und Not gekostet.
Einen halbwegs rettenden Einfall,
um wenigstens zu retten, was noch zu retten war, bekam ich, als ein Bekannter
von mir auf ein Bier ins Lokal kam.
Von ihm wusste ich, dass er gute
Cocktails zubereiten konnte und so, in Anbetracht meines Problems, bat ich ihn,
mir einen Bloody Mary zu machen.
Sie, die meine verzweifelten
Anstrengungen, ihr einen besseren Arsch zu verpassen, zu schätzen und zu
würdigen wusste, erklärte sich sofort bereit, in freudiger Erwartung, ein neues
Hinterteil zu bekommen, mir einen Bloody Mary selbst zubereiten zu wollen.
Ein Experiment, dass ich mir
angesichts der Lage und weil ich ihr noch nicht so ganz über den Weg traute,
ersparen wollte und deswegen dankend aber bestimmt ablehnte.
Daraufhin wurde das undankbare
Geschöpf, all meinen Bemühungen, ihr einen besseren Hintern verpassen zu wollen
zum Trotz, sauer und sprach kein Wort mehr mit mir.
Nichtsdestoweniger hatten die
vielen Bloody Maries, die ich an dem Abend trank, die ersehnte magische
Wirkung, die ich nun dankbarerweise schon mehrere Male erleben durfte.
Denn je mehr ich davon trank,
desto nüchtern und klarer wurde ich im Kopf.
An dem Spätabend dort an der
Theke trank ich, was auch nicht gerade einfach war, nur bis ich ganz nüchtern
wurde und schwor mir, mich nie wieder um dicke Weiberärsche zu kümmern.
An dem Tag versprach ich mir, nur
noch nach jungen Damen, die gute Bloody Maries zubereiten könnten und dazu auch
noch einem gesunden Opa Komplex nachweisen könnten, Ausschau zu halten.
Denn wie ich von Bekannten, die
es angeblich schon ausprobiert haben, irgendwann zu hören bekam: Junge Damen,
die gute Bloody Maries zubereiten könnten, die schnarchen nicht.
Darum zahlte ich abermals eine
gepfefferte Rechnung und ging auf Nimmerwiedersehen aus der Kneipe und direkt
ins Seemannsheim schlafen, wo ich Vierundzwanzig geschlagene Stunden lang den
Schlaf der Gerechten schlief.
Bevor ich einschlief, bat ich
ganz höflich aber bestimmt all die lustigen Kobolde und die winzigkleinen
grünen Menschen mit den riesigen Nilpferdärschen in meiner Bude, nicht so toll
herumzutanzen und fürs eine Mal nicht so laut zu sein.
Heute, viele Jahre später,
geistern ab und zu die lustigen Kobolde und die kleinen grünen Menschen mit den
riesigen Nilpferdärschen in den Katakomben des Seemannsheims, wo wir, die
glorreichen Vierzehn, wohnen, herum.
Ab und zu besuchen sie uns und wir
reden von früher und von den guten alten Zeiten ...
© Franco Parpaiola.
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